Unsere Geschichte

Die Einsiedler Brauhaus GmbH ist eine mittelgroße Bierbrauerei in Chemnitz. Sie wurde 1885 vom Chemnitzer Maschinenbauindustriellen Emil Schwalbe in Einsiedel gegründet und hat im 20.ten Jahrhundert eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Einsiedel ist ein kleiner Ort am Fuße des Erzgebirges in Sachsen. Einsiedel wurde 1996 nach Chemnitz eingemeindet und ist jetzt ein Teil von Chemnitz.

1885 hat Emil Schwalbe ein paar Bauernhöfe mit gutem Wasser am Rande von Einsiedel gekauft und begann dort eine Brauerei zu bauen. Bereits 10 Jahre später musste die Brauerei erheblich erweitert werden, da 1895 die Jahresproduktion mehr als 50.000 hl erreichte. Weitere 12 Jahre später, 1907, wurde dann das neue Sudhaus gebaut.

Das neu gebaute Sudhaus (hier im Hintergrund der Läuterbottich) hatte eine Kapazität von 300 hl. Es bestand aus 4 Geräten (Maischebottich, Maischepfanne, Läuterbottich und Würzepfanne. Man konnte damit ca. 1.200 hl Bier am Tag erzeugen.

Das Gebäude wurde Ende des zweiten Weltkrieges erheblich zerstört, aber wieder im ursprünglichem Stil aufgebaut.  In dem Sudhaus brauen wir bis heute.



Vor dem ersten Weltkrieg war die Belieferung der Kunden ein großes Problem. Die Produktion war vor dem ersten Weltkrieg auf über 70.000 hl angewachsen. In Europa wurde Bier von den Brauereien in Fässern ausgeliefert, die in die Gastronomie oder zu Weiterverkäufern geliefert wurden. Die Weiterverkäufer hatten kleine Füllanlagen, mit denen sie die Biere in Bügelverschlussflaschen für die erweiterte Nachbarschaft füllten. 

Im ersten Weltkrieg waren die meisten der Mitarbeiter als Soldaten eingezogen. Später gab es dann auch noch erhebliche Probleme mit der Rohstoffversorgung. Nach dem ersten Weltkrieg wurde nicht einmal mehr die Hälfte der Vorkriegsproduktion erreicht.


In den zwanziger Jahren des 20.ten Jahrhunderts erholte sich die Brauerei wieder. 1929 haben 109 Mitarbeiter 86.500 hl Bier produziert.

In der Weltwirtschaftskrise nach 1932 ging der Verkauf wiederum erheblich zurück. 1937 verkaufte man noch 37.000 hl Bier.

1945 war die Brauerei durch Luftangriffe erheblich zerstört, Rohstoffe waren kaum zu bekommen. Die Produktion sank auf 24.000 hl. Die Brauerei wurde unter staatliche Verwaltung gestellt, später teilenteignet und 1972 dann komplett Volkseigener Betrieb (VEB) im Getränkekombinat Karl-Marx-Stadt.


Es dauerte bis 1959, bis wieder 100.000 hl gebraut werden konnten. 1972 erfolgte die staatliche Weisung, nur noch Flaschenbier abzugeben, Die Fassfüllanlagen wurden demontiert. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts werden regelmäßig mehr als 200.000 hl Bier hergestellt, in den 80ern ca. 300.000 hl pro Jahr.

Bereits im April 1990 – nach dem Untergang der DDR – wird die Brauerei an die Tochter / Enkelin der letzten Eigentümer reprivatisiert. Seit Sommer 1990 wird dann wieder ausschließlich nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut.


Fast alle Anlagen waren verschlissen und entsprachen nicht mehr dem Stand der Technik. Das Sudhaus war von 1907, auch die Gärbottiche (offene Gärung) entstammten dieser Zeit, eine Fassfüllung gab es nicht.


Unser Brauhaus in kurzen Zahlen:

Von der Gründung 1885 bis 1907

1885: Das Geburtsjahr des Einsiedler Brauhauses.

Emil Schwalbe, Chemnitzer Maschinenfabrikant gründet die Privatbrauerei Einsiedler Brauhaus, E. Schwalbe.

29. August 1885: Eintragung in das Chemnitzer Handelsregister

…und somit offizieller Geburtstag des Brauhauses

22. Februar 1886: Ausstoß des 1. Fass Bier.
Die Anfangskapazität der Brauerei betrug 5000 hl
Preise: Einfachbier 7,- M/hl und Lagerbier 17,50 M/hl

24. März 1887: Eingetragene Warenzeichen der ersten Biere des Brauhaus-Gründers Emil Schwalbe.

1895: Kapazitätserweiterung der Sudhausanlage auf 50.000 hl.
Bau neuer Kellereien, Errichtung einer Kühlanlage, Maschinen- und Kesselhausneubau, Brunnenbau.

1903: Umwandlung der Privatbrauerei in die Einsiedler Brauhaus Aktiengesellschaft.


1907 bis 1920 – Einsiedler Brauhaus AG

1907/1908: Transport des Heizkessels von Chemnitz nach Einsiedel, gebaut in der Maschinenfabrik Germania.

1910: Karl Schwalbe tritt als Direktor an die Stelle seines verstorbenen Vaters, Jahresausstoß ca. 52.000 hl.

1912: Anschaffung der ersten Lastkraftwagen

1913: Ca. 70.000 hl Umsatz; zahlreiche Auszeichnungen belegen die damals bereits sehr gute Qualität des Bieres. Spezialität ist das „Einsiedler Böhmisch“, das dem sogenannten „echten Pilsener“ sehr nahe gekommen sein soll.

1914: I. Weltkrieg: Kriegsdienst für einen Großteil der Belegschaft; Pferde und LKW müssen an das Heer abgegeben werden; das Liefergebiet ist erheblich eingeschränkt.


1925 bis 1937 – Deutsche Bierbrauerei AG

1925: Das Einsiedler Brauhaus wird Zweigniederlassung der Radeberger Exportbierbrauerei AG.

1929: Trotz Inflation steigt der Absatz Anfang der zwanziger Jahre wieder jährlich um ca. 10.000 hl. Es wird der bis dahin höchste Jahresausstoß von 86.500 hl erreicht.

1932: Infolge der Weltwirtschaftskrise sinkt jedoch der Absatz im Jahre 1932 auf 45.000 hl, in den Jahren bis 1937 auf 37.000 hl.

1935: 50-jähriges Geschäftsjubiläum des Einsiedler Brauhauses

1937: Die Zweigniederlassung Einsiedler Brauhaus wird an die Gebrüder Winterling aus Bayern verkauft.


1937 bis 1945 – EINSIEDLER BRAUHAUS WINTERLING & CO.

1937: Gründung der offenen Handelsgesellschaft
„Einsiedler Brauhaus Winterling & Co.“

Bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges bleibt der Absatz mit etwa 38.000 hl relativ konstant.

1941 wird das „Einsiedler Kristall“ als helles Spezialbier auf den Markt gebracht. (Aufnahme von 1937: Karl Schwalbe – 1. Reihe, 4. von links – mit Feuerwehrkameraden im Schalander)

5. März 1945: II. Weltkrieg: deutliche Einbußen in Ausstoßmenge. Durch einen Fliegerangriff wird die Brauerei erheblich beschädigt. Die Belegschaft baut die Brauerei selbst wieder auf und setzt die Produktion fort („Dünnbier“ mit 2-3 % Stammwürze).


1948 bis 1972 – Verwaltung, Verpachtung, Verstaatlichung, „VEB“

1948: Die Wirtschaftskommission in der Sowjetischen Besatzungszone genehmigt ein Bierersatzgetränk zum Preis von 50,- RM je hl inkl. Biersteuer.

1954: Durch den Rat der Gemeinde Einsiedel wird der Chemnitzer Kaufmann Möschler als treuhänderischer Verwalter der noch privaten Firma eingesetzt.

1959: Die Belegschaft der Brauerei drängt den Verwalter Möschler, einen Antrag auf staatliche Beteiligung zu stellen, da man sich als reines Privatunternehmen in der DDR benachteiligt sah. Weil die Eigentümer Winterling ihren Wohnsitz in Bayern haben, wird die staatliche Beteiligung durch den Rat des Kreises abgelehnt und statt dessen 1960 die Verpachtung der Brauereianlage an den „Volkseigenen Betrieb Vereinigte Brauereien Karl-Marx-Stadt“ festgelegt. Die Eigentümer selbst hatten darauf keine Einflussmöglichkeiten.

1972: Schicksalsjahr für viele mittelständische Privatbetriebe in der DDR.

Auch die Familie Winterling wird durch den Zwangsverkauf an den Staat endgültig enteignet.

Die Einsiedler Brauerei gehört nun als Betriebsteil zum „VEB BRAUSTOLZ im Getränkekombinat Karl-Marx-Stadt“.

Durch die sozialistische Planwirtschaft wird das Einsiedler Brauhaus auf ausschließliche Flaschenbierproduktion festgelegt, Fassbiergastronomie mit Einsiedler existiert praktisch nicht mehr.

Aufnahmen des Brauhauses aus den ersten Jahren der DDR


1990 bis 2000 – Einsiedler Brauhaus GmbH

1990: 1990 wird das Einsiedler Brauhaus durch das Unternehmerehepaar Leutheußer aus Marktredwitz/Oberfranken reprivatisiert (Frau Leutheußer ist die Enkelin von Hermann Winterling). Als eine der ersten Brauereien der ehemaligen DDR braut Einsiedler noch vor dem Tag der deutschen Einheit wieder nach dem deutschen Reinheitsgebot. Über die letzten Jahre wurden bis heute in die Modernisierung der Anlagen investiert.

Neben den technischen Erneuerungen zur Qualitätssicherung musste das „Neuland Marktwirtschaft“ erobert werden. Vielfältige Marketing-Maßnahmen wurden realisiert, um der Marke Einsiedler wieder einen klangvollen Namen zu verleihen.

1992: Ab 1992 wird das Sudhaus an der bereits 87 Jahre zuvor errichteten Stätte technisch völlig modernisiert und die computergestützte Anlage 1993 feierlich eingeweiht.

1993: Im Jahr 1993 findet das erste Einsiedler Brauereifest statt.

1998: Das Einsiedler Brauhaus ist die erste sächsische Brauerei, die Weißbier herstellt. Mit der Einweihung einer neu errichteten Weißbieranlage am 23. April 1998 wird diese Tradition auch außerhalb Bayerns wieder ins Leben gerufen, denn bereits in den zwanziger Jahren war Weißbier eine Einsiedler Bierspezialität.

Ebenfalls wird in diesem Jahr das kleine Brauereimuseum eröffnet.

Im August 1998 übernehmen der langjährige Prokurist und Geschäftsführer Frank Kapp und der Rechtsanwalt Hans-Dieter Oermann die Gesellschafteranteile der Familie Leutheußer.


2000 bis heute – Einsiedler Brauhaus GmbH

2000: Im Jahr des neuen Millenniums besteht die traditionsreiche Brauerei bereits 115 Jahre. Wieder als Privatbrauerei, wie seinerzeit von Emil Schwalbe gegründet, bekennt sie sich zu ihren regionalen Wurzeln und versteht sich als „Brauerei zum Anfassen“.

2007: Mit der Spezialität Einsiedler Landbier oder einer der zehn anderen Sorten ist das Einsiedler Brauhaus in Sachsen und 11 weiteren Bundesländern bekannt. Europaweit und in Asien kann man die Braukunst aus dem Erzgebirge genießen.

Eine weitere Investition in einen neuen Flaschenabfüller ermöglicht den Ausbau des Abfüllvolumens.

ab 2009: Im März 2009 ist Frank Kapp als Geschäftsführer ausgeschieden und hat seine Anteile an Hans-Dieter Oermann verkauft. Seitdem führt Hans-Dieter Oermann als geschäftsführender Gesellschafter die Einsiedler Brauhaus GmbH allein.


Investitionen in die Zukunft

2012: Das Brauhaus errichtet eine neue Lagerhalle. Nach Fertigstellung bekommt diese im August 2015 ein einmaliges Design

2015: Modernisierung in der Be- und Endpalettierung.

Durch den schwierigen Weg unserer Kästen in die obere Etage zu unserem Flaschenhaus, musste sich die Firma BEYER Maschinenbau GmbH etwas ganz besonderes einfallen lassen. Außerdem wurde unsere Palettierung komplett erneuert und mit zwei neuen Robotern zur Palettierung und zwei Spiralförderern zum herauf- und herabtransportieren der vollen und leeren Kästen ausgestattet.


2017: Der Flascheninspektor – das Herzstück der Flaschenabfüllung

Ein neues High-End-Produkt der Firma Heuft Systemtechnik GmbH bereichert seit Februar 2017 unser Flaschenhaus.

Jeder Tropfen, jedes Etikett und jede Glasabsplitterung an der Flasche wird von diesem Flascheninspektor durchleuchtet und aussortiert.

Das Einzigartige an dieser Maschine ist die Durchlichtkontrolle, welche mit Hilfe von Blitzen den Glasflaschenboden durchleuchtet und somit jeden noch so kleinen Glassplitter erkennen kann. 


2018: Fassbierabfüllung

Neuer Standort, komplette Renovierung der Räumlichkeiten und eine moderne Fassbierabfüllung, welche 80 Fässer pro Stunde abfüllt, prägen den Januar 2018.

Die Fässer werden nun von innen und außen vollautomatisch gereinigt, sowie gedämpft und gefüllt.  


2018: Flaschen-Etikettierung

Um in Sachen Optik der Flaschen auf dem neusten Stand zu bleiben, haben wir in eine neue Etikettiermaschine der Firma RENNER Etikettiertechnik GmbH investiert.

Die Laufleistung beträgt max. 33.000 Flaschen je Stunde. Das Besondere ist der komplette Servoantrieb und das dadurch leise Arbeiten der Maschine.

Fortschrittliches Anbringen der Etiketten und schonender Umgang mit Etikettierleim machen diese Etikettierung zu einer qualitativ sehr hochwertigen Neuerung.